Welche Reifen darf ich fahren?

Zweimal im Jahr ist für jeden Fahrzeughalter der Reifenwechsel fällig. Sommerreifen machen Winterreifen Platz und umgekehrt.

Doch welche Reifen dürfen überhaupt am Fahrzeug montiert werden? Und was gibt es eigentlich zu beachten?

In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie herausfinden, welche Reifen Sie auf Ihren Fahrzeug nutzen dürfen und wie Sie die Angaben auf Autoreifen interpretieren.

Zudem finden Sie Antworten rund um die häufigsten Fragen zu diesem Thema.

Offizielle Angaben beachten

Entscheidend für die Auswahl der Reifen für das jeweilige Fahrzeug sind die Angaben in der Zulassungsbescheinigung Teil I.

Früher als Fahrzeugschein oder Kfz-Schein bezeichnet, gibt dieses Dokument unter den Ziffern 20, 21, 22 und 23 die zulässigen Größen und Reifendimensionen an. Unter Punkt 15 ist die standardmäßig montierte Dimension vermerkt.

Auch das CoC-Dokument gibt Auskunft. Das „Certificate of Conformity“ entspricht der EWG-Übereinstimmungsbescheinigung. Unter Punkt 32 und Punkt 50 sind gegebenenfalls weitere passende Reifengrößen angegeben.

Das bedeuten die Angaben auf den Autoreifen

Fahrzeugreifen sind durch eine Abfolge von Zahlen und Buchstaben eindeutig beschrieben, die beispielsweise so aussieht:

205/55 R 16 91 V

Die erste, dreistellige Ziffer gibt die Reifenbreite in Millimeter an. Für PKW liegt dieser Wert zwischen 125mm und 335mm. Die Reifenbreite hängt in erster Linie von der verwendeten Felge ab. In unserem Fall liegt ein Reifen mit einer Breite von 205mm vor.

Die zweistellige Zahl nach dem Schrägstrich benennt das Höhe-Breite-Verhältnis in Prozent, also das Verhältnis von Reifenhöhe zu Reifenbreite. In unserem Beispiel beträgt die Reifenhöhe 55% der Reifenbreite.
Der erste Buchstabe der Codierung definiert die Reifenbauart.

Bei modernen PKW hat sich wie in unserem Beispiel der Radialreifen (Kürzel R) durchgesetzt. Bei Oldtimern und landwirtschaftlichen Fahrzeugen kommen auch noch Diagonalreifen (Kürzel D) zum Einsatz.

An nächster Stelle steht die Bemaßung des Felgendurchmessers. Dieser wird in Zoll angegeben. In Zentimeter umrechnen können Sie diesen Wert, in dem Sie ihn mit dem Faktor 2,54 multiplizieren. Die Felge unseres Reifens hat einen Durchmesser von 16 Zoll, dies entspricht 40,64cm. Gebräuchlich sind Felgen mit 14, 15 oder 16 Zoll Durchmesser, selten auch 18, 19 und 20 Zoll.

Die vorletzte Kennung im Code ist der Tragfähigkeitsindex, der angibt wie belastbar der Reifen bei einem standardisierten Druck von 2,5 bar ist. In einer Tabelle kann dazu eine Radlast in Kilogramm abgelesen werden. Achtung: bei niedrigerem Reifendruck sinkt auch die Tragfähigkeit.

Der letzte Buchstabe ist der sogenannte Geschwindigkeitsindex. Er gibt an, mit welcher Geschwindigkeit der Reifen maximal gefahren werden darf. Unser Reifen mit dem Geschwindigkeitindex v darf mit einer maximalen Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h genutzt werden.

Winter- und Ganzjahresreifen sind zusätzlich mit dem Kürzel M+S (Matsch & Schnee) versehen. Winterreifen die nach dem 01.01.2018 produziert wurden tragen außerdem das sogenannte Alpine-Symbol, ein Bergpiktogramm mit Schneeflocke.

Weitere Aspekte die beachtet werden müssen

Nicht nur die Dimensionierung der Reifen ist für ein sicheres und optimales Fahrerlebens wichtig.
Die Reifen sollten der Jahreszeit angepasst sein.

In Deutschland sind bei winterlichen Fahrverhältnissen nur Fahrzeuge mit Winterreifen auf der Straße erlaubt. Wichtig ist hier, dass die Reifenprofiltiefe mindestens 1,6mm beträgt.

Im Sommer sollte bei Temperaturen die dauerhaft über 7°C liegen auf Sommerreifen gewechselt werden. Die härtere Gummimischung optimiert das Fahrverhalten bei höheren Temperaturen und weist weniger Verschleiß auf.

Die Nutzung von Winterreifen im Sommer ist zwar nicht verboten, der Bremsweg verlängert sich aber deutlich. Zusätzlich ist der Kraftstoffverbrauch deutlich höher als beim Einsatz von Sommerreifen. Auch bei Sommerreifen liegt die Mindestprofiltiefe bei 1,6mm.

Sowohl für Sommer- als auch Winterreifen gilt, dass sie spätestens nach 8 Jahren ersetzt werden sollen. Neben der Reifendimensionierung ist auch Jahr und Kalenderwoche der Herstellung am Reifen gekennzeichnet, sodass der Halter das Alter seiner Reifen jederzeit überprüfen kann.

Häufig gestellte Fragen

Ist die Reifengröße im Fahrzeugschein bindend?

Im Fahrzeugschein Teil I ist häufig nur eine einzige Standard-Reifengröße genannt. Diese ist aber nicht notwendigerweise die einzige für das Fahrzeug erlaubte Dimension. Im CoC-Dokument sind unter Punkt 32 oder Punkt 50 gegebenenfalls weitere für das Fahrzeug zugelassene Reifengrößen angegeben.

Wie viel darf die Reifengröße abweichen?

Für die Funktion von wichtigen und sicherheitsrelevanten Systemen wie dem Anti-Blockier-System (ABS), dem Elektronischen Stabilitätsprogramm (ESP) und der Antriebsschlupfregelung (ASR) ist es wichtig, dass der Abrollumfang, d.h. die Strecke die ein Rad bei einer Umdrehung auf der Straße zurücklegt, gleich bleibt. Diese Größe darf eine Toleranz von +1,5% bzw. -2,5% aufweisen.

Welche Strafen drohen beim Fahren mit falscher Bereifung?

Neben einem empfindlichen Bußgeld gibt es beim Fahren mit falscher Bereifung auch einen Punkt in Flensburg.

Wie viel kostet es Reifen eintragen zu lassen?

Soll eine bisher nicht eingetragene Reifendimension zum Einsatz kommen, muss diese in den Fahrzeugpapieren ergänzt werden. Dies geschieht nach einer Hauptuntersuchung die vom TÜV, der DEKRA und anderen unabhängigen Prüforganen durchgeführt werden kann. Die Kosten dafür variieren.

Fazit

Neben dem rechtzeitigen Wechsel von Sommer- auf Winterreifen und zurück sind Größe und Dimensionierung der Autoreifen wichtig für ein sicheres Fahrgefühl.

Die Fahrzeugdokumente geben Auskunft über die erlaubten Dimensionen. Beim Nichteinhalten drohen Sicherheitsrisiken und empfindliche Geldstrafen.

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